Unsere Arbeit orientiert sich an den Vorgaben des KJHG (Kinder- und Jugendhilfe Gesetz). Darin werden die Grundsätze der Förderung von Kindern in Tageseinrichtungen festgeschrieben. So heißt es u.a., dass die Entwicklung der Kinder zu einer eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit gefördert und dabei die Bedürfnisse der Kinder und Eltern berücksichtigt werden sollen. Im Mittelpunkt steht jedoch immer das Wohl des Kindes.
Ursprünglich als reine Bewahranstalt für unbeaufsichtigte Kinder in sozialen Notlagen konzipiert, entwickelte sich die Kindertagestätte im letzten Jahrhundert zu einer Einrichtung mit bildungspolitischen Inhalten.
Wirtschaftliche und gesellschaftliche Veränderungen haben heute die Erziehungsmöglichkeiten der Familie grundlegend verändert. Immer mehr Kinder wachsen ohne Geschwister in einem kleinen Familienverband auf, ihre Lebensräume werden immer enger. Es ist nicht mehr so ohne weiteres möglich, mit vielen Kindern auf der Straße zu spielen. Die Straßen werden in den Städten aufgrund des zunehmenden Verkehrs gefährlicher und die Zahl der gleichaltrigen Kinder in der Nachbarschaft nimmt ab.
Ein weiterer Aspekt für die Notwendigkeit von Kindertagesstätten entwickelt sich aus dem veränderten Rollenverständnis der Frauen in der Gesellschaft. Hiermit ist die gesellschafts- und familienpolitische Forderung nach einer verbesserten Vereinbarkeit von Kindererziehung und Berufstätigkeit verbunden.
Aus all dem oben gesagten ergibt sich die Notwendigkeit, die Kindertagesstätte sowohl als einen Ort der Betreuung als auch einen Ort des sozialen Lernens zu sehen.
Die Einrichtung ist eine wichtige Sozialisationsinstanz im Leben eines Kindes. Sie ist eingebunden in sein Erziehungsgeflecht und bildet damit einen wichtigen Baustein neben den Erziehungsberechtigten, der Familie, der Schule, der Nachbarschaft etc. Sie dient als Übungsfeld und als Vorbereitung auf das gesellschaftliche Leben. Das Kind hat hier die Möglichkeit, sich selbst zu erproben und Erfahrungen zu sammeln. Es kann sich neue Bindungen schaffen und eine schrittweise Ablösung von der engen Elternbeziehung vollziehen.
Diese Ablösung beginnt mit dem Eintritt in den Kindergarten und bekommt mit zunehmendem Alter eine immer größere Bedeutung. Während wir davon ausgehen, dass ein Kindergartenkind in der Lage sein sollte, eine zeitweise Trennung von den Eltern zu verkraften, strebt ein Schulkind diese Form der Loslösung bewusst an.
Die Handlungsalternativen, welche die Institution Kindertagesstätte dem Kind bietet, sind weitere Schritte auf dem Weg zu einer autonomen Persönlichkeit.
Der seit 1996 geltende Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz für jedes Kind ab dem vollendeten dritten Lebensjahr untermauert den wichtigen gesellschaftspolitischen Stellenwert dieser Institution.
Wir sehen die PEIG als einen "Ort für Kinder" an. Hier haben die Kinder auch die Möglichkeit, ein Teil in der Menge zu sein. Oft stehen sie in der kleinen Familie im Mittelpunkt des Interesses, alle Wünsche der Eltern und all ihr Bemühen konzentrieren sich auf ein oder zwei Kinder. Dies kann manchmal zu hohen Anforderungen und Erwartungen führen.
Bei uns können sie hiervon teilweise entlastet werden. Sie genießen die Vorteile einer Gruppe, die ihnen den Freiraum bieten kann, nicht im Mittelpunkt stehen zu müssen.
Kinder können bei uns ihren eigenen privaten Lebensraum entwickeln, und oftmals gewähren sie ihren Eltern keinen oder nur wenig Einblick in ihren Alltag. Wir halten diese Entwicklung des Kindes für sehr wichtig um sich vom Elternhaus zu lösen und erste Schritte in die Selbstständigkeit machen zu können.
Die PEIG als familienergänzende Einrichtung soll Eltern und Kindern helfen, im Spannungsfeld von Familie und Beruf, von Selbstverwirklichung und Erziehungsauftrag eine für alle gerechte und sinnvolle Ergänzung zur Erziehung im ausschließlichen Familienverbund zu leisten.
Sie versteht sich deshalb als ergänzende, nicht als ersetzende Maßnahme für die Erziehung des Kindes.
Familienergänzend zu arbeiten bedeutet für uns folgendes:
1. die Kinder haben hier die Gelegenheit, Dinge zu tun, die sie in der Familie nicht erleben können. So ist z.B. die tägliche Mahlzeit mit den anderen Kindern ein Gemeinschaftserlebnis, welches in der Familie heute nicht mehr oft vorkommt.
Hier gibt es meist mehr Platz zum Toben als in der Wohnung, in der die Kinder häufig auch leise sein müssen.
Es gibt eine Auswahl von Spielkameraden, wie man sie in der unmittelbaren Nachbarschaft kaum noch findet.
In besonderen Lebenssituationen können wir jedoch das Kind stützen und ihm in gewissem Umfang helfen, Schwierigkeiten zu meistern. So bietet die Einrichtung z.B. im Fall der Trennung der Eltern einen Ort mit verlässlichen und stabilen Beziehungen, die dem Kind helfen können, diese problematische Lebensphase zu bewältigen
Themen wie die religiöse Erziehung sehen wir im Verantwortungsbereich der Eltern. Sondertherapeutische Förderung (Ergotherapie, Logopädie usw.) und schulische Förderung (Nachhilfe) gehören ebenfalls nicht zu unserem familienergänzenden Aufgabengebiet. Das Erlernen und Einüben von Kulturtechniken, dazu zählen wir z.B. Sauberkeitserziehung, das Essen mit Messer und Gabel, Schleifen binden usw. wird in Zusammenarbeit mit den Eltern von uns begleitet.
2. die Eltern finden in uns Personen, die sie aufgrund ihrer Ausbildung in fachlicher Hinsicht in ihrem erzieherischen Bemühen unterstützen können. Bei Fragen, die auf das Wohl des Kindes ausgerichtet sind, stehen wir ihnen mit unserem Fachwissen beratend und unterstützend zur Seite. Dies können Fragen sein, welche die konkrete Lebenssituation des Kindes betreffen, aber auch Anregungen zur Freizeitgestaltung mit dem Kind außerhalb der Einrichtung.
Falls es notwendig ist, sind wir bei der Vermittlung an andere Institutionen und Beratungseinrichtungen behilflich.
Dies setzt Kooperationsbereitschaft von Seiten der Eltern voraus. Es sollte Offenheit und ein Austausch zwischen uns und den anderen Bezugspersonen der Kinder bestehen. Dieser bezieht sich auf die Situation des Kindes in der Familie und in der Einrichtung. Das Wohl des Kindes steht dabei immer im Mittelpunkt.
Der Austausch kann beim Bringen und Abholen der Kinder stattfinden. Themen, die längere Zeit in Anspruch nehmen, werden in einem Elterngespräch behandelt. Um die Situation der Kinder ganzheitlich ergründen zu können, ist es hilfreich, wenn mehrere, für das Kind wichtige Personen zu dem Gespräch kommen können.
Da wir das Kind immer im Kontext mit den anderen Kindern sehen, können wir die Eltern u. U. auch von dem Druck entlasten, nicht genug für ihr Kind zu tun oder es nicht ausreichend zu fördern. Wir können ihnen vermitteln, ob ihr Kind altersgemäß entwickelt ist und gewisse Freiräume braucht. Es ist wichtig, die Eltern darin zu unterstützen, dass nicht jeder gesellschaftliche Druck in Hinsicht auf die Fähigkeiten der Kinder direkt an diese weitergegeben wird. Kinder müssen so akzeptiert werden, wie sie sind und müssen nicht einer Norm entsprechen.
Durch verschiedene Aktionen unterstützen wir die Eltern in ihrem Bemühen, sich gegenseitig kennen zu lernen und fördern die Kontakte innerhalb und außerhalb der Einrichtung
In der Rolle der Erzieherin/des Erzieher sind wir oft die ersten erwachsenen Bezugspersonen für ein Kind, die sich außerhalb seiner Familie bzw. seines engeren Beziehungsgeflechtes befinden.
Wir sind bestrebt, ein freundliches Verhältnis zum Kind aufzubauen, und es respektvoll zu behandeln. Gleichzeitig vermitteln wir unsere Position als Autoritätsperson, die auch Grenzen setzt.
Wir sehen jedes Kind zwar als eine einzigartige Persönlichkeit, erleben es aber immer als Teil einer Gruppe. Dies und unsere Ausbildung ermöglichen uns eine Sichtweise, die sich von der der Eltern unterscheiden und diese ergänzen kann. Dabei achten wir auf eine klare Abgrenzung zur Rolle der Eltern.
Aufgrund unserer Möglichkeit, das Kind in verschiedenen Situationen zu beobachten, können wir manchmal auch als Mittler zwischen Kind und Eltern auftreten.
Hilfreich dabei ist es, auf eine professionelle Distanz zu achten. Das bedeutet, dass wir es als unsere Aufgabe sehen, die Situation des Kindes aufzuzeigen und deutlich zu machen.
Wenn ein Kind beginnt, unsere Einrichtung zu besuchen, sehen wir in ihm nicht das Individuum, das es zu formen gilt, sondern eines, welches in der ihm eigene Entwicklung zu fördern ist. Es wird so akzeptiert, wie es ist.
Wir sehen das Kind als eine zu achtende Persönlichkeit, die individuelle Erfahrungen, Möglichkeiten und Bedürfnisse in sich trägt.
Jeder Mensch, also auch jedes Kind strebt danach, sich zu entwickeln, sich selbst zu erfahren und soziale Kontakte einzugehen.
Diese Entwicklung geschieht aufgrund einer Wechselwirkung des Individuums und seiner Umwelt. Das heißt: das Kind bringt bestimmte Voraussetzungen mit und macht Erfahrungen mit und durch seine Umwelt. Es entwickelt seine Identität durch die Reaktionen, die sein Verhalten bei anderen Menschen hervorruft. Dazu gehören z.B. die Eltern-Kind-Beziehung, die Kommunikation mit Gleichaltrigen, Freunden, Verwandten, Erziehern, Lehrern, sowie auch die kulturelle und ökonomische Lebenssituation. Im Zentrum steht das Kind mit seiner subjektiven Erfahrungsbereitschaft und -verarbeitung. Wird es in seinem Bestreben nach Wachstum und Entwicklung bestärkt, geachtet und respektiert, dann wird es voller Selbstvertrauen alle Möglichkeiten wahrnehmen und auch lernen, sich selbst zu schützen.
Sehen wir ein Kind, so versuchen wir stets, es in seiner gesamten Lebenssituation zu sehen. Diese ganzheitliche Betrachtung eines Kindes ist nach unserer Meinung die beste Voraussetzung, es in seiner Entwicklung zu verstehen, zu begleiten und zu unterstützen.
Bei der pädagogischen Zielsetzung unterscheiden wir zwischen der Persönlichkeitsentwicklung und der Entwicklung von sozialen Kompetenzen
Unser Anliegen ist die ganzheitliche Förderung des Kindes. Darunter verstehen wir die Förderung des motorischen Bereiches, des kognitiven, des motivationalen, des sprachlichen, des emotionalen, des sozialen und des psychischen Bereiches.
Die entwicklungsgemäße Beherrschung der Motorik, also der Bewegungsabläufe des gesamten Körpers, sehen wir als einen weiteren wichtigen Baustein der Förderung des Kindes an. Auch die emotionale Entwicklung ist eine wesentliche Voraussetzung für das gesunde Aufwachsen eines Kindes.
Diese Faktoren sind wichtige Bausteine bei der Ausbildung der Persönlichkeit eines jeden Kindes.
So möchten wir die Selbstständigkeit eines Kindes stärken, indem wir es so oft wie möglich alleine und eigenverantwortlich handeln lassen. Ist das Kind gemäß seiner Entwicklung in der Lage, kann es z B. entscheiden, in welchem Raum bzw. an welcher Spielstation es spielen möchte. Dafür stehen den Kindern verschiedene Räumlichkeiten zur Verfügung.
Wir entwickeln mit den Kindern zusammen Regeln, auf deren Einhaltungen wir und auch die Kinder achten. Dadurch erlangen die Kinder mehr Autonomie und lernen Verantwortung für ihre Entscheidungen zu tragen.
Dieses bietet den Kindern die Möglichkeit, ihr Tun selbst zu entscheiden und somit mehr Autonomie zu erlangen. Dadurch wird das Selbstbewusstsein gestärkt und sie lernen Verantwortung für Ihre Entscheidungen zu tragen.
Nachdem das Kind eine Entscheidung gefällt hat, versuchen wir es in die Lage zu versetzen, diese soweit wie möglich ohne unsere Hilfe umzusetzen. Das heißt, dass viele Gegenstände für die Kinder erreichbar sein sollten und Techniken erlernt werden müssen, um Hilfsmittel zu benutzen
Möchte das Kind z.B. ein Bild malen und dieses anschließend ausschneiden, muss es Papier, Buntstifte und Schere eigenständig holen können und gelernt haben, diese auch zu benutzen.
Selbstbewusstsein kann das Kind entwickeln, indem es beim Spielen lernt, sich zu behaupten. Z B. bei Rollenspielen können die Kinder sich selbst darstellen und sich dadurch ihrer selbst bewusster werden.
Das Wahrnehmen der eigenen Gefühle ist ebenfalls ein wichtiger Teil der Persönlichkeitsentwicklung. Freude, Trauer, Schmerz usw. soll das Kind empfinden können und in gegebenen Rahmen ausleben. Es darf lernen, dass Gefühle ein wichtiger Bestandteil seiner selbst sind, die zu ihm gehören und die von anderen akzeptiert werden müssen. Manchmal können Gefühle ausgelebt werden, manchmal muss man sie einfach stehen lassen können. Auf keinen Fall dürfen andere darunter leiden. Freude darf mitgeteilt werden, das Kind kann z.B. vor Freude singen oder tanzen. Vor Kummer rollen manchmal die Tränen, und auch wenn wir trösten, sagen wir dem Kind nicht, dass es doch nicht so schlimm sei. Wenn es so empfindet, dann ist es in diesem Augenblick so. Wut darf nicht durch Gewalt ausagiert werden. Wir versuchen dem Kind zu vermitteln, dass es auch andere Wege gibt, um mit diesem Gefühl umzugehen.
Das Wahrnehmen und die Auseinandersetzung beziehen sich auch auf den Bereich der kindlichen Sexualität. Die Kinder lernen bei uns altersgemäß den Unterschied der Geschlechter. Wir akzeptieren, wenn sich Kinder zurückziehen um bei sog. Doktorspielen ihren Körper oder den eines anderen Kindes kennen zu lernen oder mit anderen Kindern zu kuscheln. Trotzdem achten wir darauf, dass die Grenzen eines jeden Kindes gewahrt bleiben und informieren die Eltern über den Entwicklungsstand ihres Kindes. Fragen der Kinder zur Sexualität beantworten wir, Aufklärung im engeren Sinne betrachten wir aber als Aufgabe der Eltern. Aus diesem Grund ist uns die Kommunikation mit den Eltern ein wichtiges Anliegen, siehe 2.5.2
Werden die Kinder älter, konzentrieren sie sich im Alltag und in ihren Spielen mehr auf Kinder ihres eigenen Geschlechts. Wir akzeptieren diesen Wunsch nach Geschlechtertrennung und versuchen, bestimmten Wünschen entgegenzukommen. So sind z.B. die Toiletten der Kinder unterteilt in jeweils eine Mädchen- und eine Jungentoilette.
Wir bestärken die Kinder darin, sich ihren Bedürfnissen entsprechend abgrenzen zu können, sowohl gegen uns als auch gegen andere Kinder. Es ist wichtig, dass sie ihre eigenen Grenzen erkennen und früh genug "Nein" sagen können. Nur wenn wir dieses Vermögen als Teil ihrer Persönlichkeit akzeptieren und fördern, können wir den o. g. Umgang mit kindlicher Sexualität in der beschriebenen Weise als Teil der pädagogischen Zielsetzung praktizieren.
Schon im Kindergartenalter konfrontieren Kinder Erwachsene mit Fragen zu Geschlechtsunterschieden, Liebe, Schwangerschaft und Geburt. Sexuelles Wohlbefinden und Neugier im Umgang mit dem eigenen Körper entwickeln sich bereits bei Kleinkindern. Allerdings unterscheidet sich kindliche Sexualität grundsätzlich von der Sexualität der Erwachsenen.
Vielen Eltern fällt es nicht leicht, mit den Kindern unbefangen über diese Themen zu sprechen.
Das Interesse und die Neugier des Kindes werden angeregt, denn es erlebt im Kindergarten andere Mädchen und Jungen seines Alters, mit denen es sich vergleichen oder die es nachahmen kann. Wie sehen Freunde und Freundinnen denn nackt aus, wie ist deren Geschlechtsteil geformt und wie fühlt es sich an, oder auch: Was machen denn die anderen auf der Toilette? Solche Beobachtungen und Untersuchungen sind für alle Kinder außerordentlich spannend und wichtig und werden meist ganz selbstverständlich und natürlich erlebt. Wir stehen als Kindereinrichtung auch vor der Aufgabe, die Erziehungsarbeit der Eltern familienergänzend zu unterstützen und das Grundwissen des Kindes über seinen Körper und seine körperliche Entfaltung zu fördern. Somit sind Fragen zur Gesundheit, Liebe, Körperlichkeit zentrale Themen im Elementarbereich und stellen einen wichtigen Bildungsauftrag im Kindergarten dar.
Die Trennung von Zärtlichkeit, Körperlichkeit, Sinnlichkeit und Sexualität gibt es bei Kindern im Vorschulalter nicht. Sie erleben Schmusen, Kuscheln, Matschen oder das Berühren der Genitalien genauso sinnlich wie das Kitzeln am großen Zeh.
Diese Erfahrungen, die Kinder selbst machen sind Lernerfahrungen, die ein positiveres Lebensgefühl schaffen und ein wesentlicher Bestandteil für die spätere Beziehungs- und Liebesfähigkeit bilden. Wir wollen den Kindern ermöglichen, sowohl ihren eigenen Körper als auch die Körper anderer Kinder kennen zu lernen (Doktorspiele) und die damit verbunden Gefühle zu erfahren und positiv zu erleben.
Dabei wollen wir nicht, dass Zärtlichkeiten heimlich, mit schlechtem Gewissen, z.B. auf der Toilette stattfinden. Deshalb wurden u. A. unsere Kuschelecke eingerichtet oder die „Höhle“, in der Kinder unbeobachtet spielen können.
Allerdings gibt es auch hier Regeln die beachtet werden müssen: Die Kinder sind angehalten, anderen Kindern gegenüber Grenzen zu setzten, Grenzen anderer Kinder zu akzeptieren und Schamgefühle anderer Menschen zu achten. Außerdem klären wir die Kinder darüber auf, dass keinerlei Gegenstände in eigene oder fremde Körperöffnungen gesteckt werden dürfen.
Kinder im Alter von 6-10 Jahren entwickeln eine Neugier für das komplexe Thema der Sexualität. Sie beginnen nun auch Zusammenhänge zwischen Emotionalität und Körperlichkeit zu verstehen und sich für den Vorgang der Zeugung zu interessieren.
Für sie ist das unbeobachtete Spiel eine Möglichkeit ihre Geschlechtsneugier zu befriedigen. Dabei geht es um das Einüben von Rollenmodellen (Vater, Mutter, Kind - Spiele) und erste körperliche Erfahrungen in der gleichaltrigen Gruppe (kuscheln, usw.)
Jüngere Schülerkinder (6-8 J.) haben ein eher technisches Wissensbedürfnis (wie geht das? Wo kommen die Babys her? etc.), während Kinder zwischen 8-10 J. zumeist über den Vorgang der Zeugung aufgeklärt werden wollen.
Gerade in dieser Zeit der sexuellen Findung provozieren Kinder gerne mit einer Fäkalsprache.
Sexualität ist bei uns kein Tabu, sondern wird, wenn uns die Kinder darauf ansprechen, von uns so thematisiert, wie es individuell jedes Kind wünscht und wie es für geschlechts -und entwicklungsgemäße Unterschiede angemessen scheint.
Folglich werden auch alle Fragen zum Thema Sexualität (Liebe, Zeugung, Schwangerschaft, Geburt), mit denen die Kinder auf uns zukommen, altersentsprechend und wahrheitsgemäß beantwortet.
Unsere Ziele für einen positiven Umgang mit Körperlichkeit und Sexualität
Praktische Umsetzung dieser Ziele im Alltag
Das tägliche Zusammensein mit vielen Kindern und mehreren vertrauten Bezugspersonen erleichtert das Erlernen von sozialen Kompetenzen. Wir verstehen darunter Handlungsmöglichkeiten, die im Umgang mit anderen Menschen benötigt werden.
Dazu gehören auch Regeln, die Orientierung bieten.
Ist es bei sehr kleinen Kindern noch wichtig, sie individuell anzusprechen, sollten Kinder bis zum Schuleintritt gelernt haben, sich als Mitglied einer Gruppe zu verstehen und auf allgemeine, auf eine Gruppe gerichtete Aufforderungen zu reagieren. Gleichzeitig sollten sie auch lernen, dass der Einzelne verantwortlich für die Gruppe ist, aber seine Handlungen auch von den anderen mitgetragen werden müssen.
Sie können ausprobieren, mit welchem anderen Kind sie gerne spielen und mit welchem Kind sie sich nicht so gut verstehen, wobei sie feststellen, dass sie für die verschiedenen Spiele unterschiedliche Spielpartner bevorzugen. Hier werden auch die ersten Freundschaften geknüpft. Dazu gehört aber auch, sich mit anderen auseinanderzusetzen und Konflikte lösen zu können. Häufiges "Zanken" und "wieder vertragen" ist ein Weg, um Freundschaft zu üben und die Zuverlässigkeit einer Beziehung zu testen.
Beim Spielen miteinander lernen die Kinder, mit Regeln umzugehen. Manchmal sind diese bereits vorgegeben und müssen erfahren, verstanden und behalten werden.
Oft entwickeln die Kinder aber auch ihre eigenen Regeln, die dann zu akzeptieren sind, aber manchmal auch kritisch hinterfragt werden.
Kritik kann geäußert und muss ertragen werden. Dabei leben wir den Kindern vor, dass Kritik auch konstruktiv sein kann, wenn sie sich z.B. auf eine Handlung oder das Ergebnis einer Handlung bezieht. Die Kinder erfahren, dass Kritik verletzend ist, wenn dadurch eine andere Person herabgewürdigt wird. Es ist z.B. verletzend, wenn ein Kind von anderen hört, dass es blöd sei, weil es den linken Schuh an den rechten Fuß gezogen hat. Konstruktiv dagegen ist es, wenn es erfährt, dass es seine Schuhe vertauscht hat.
Konflikte sind eine wichtige, wenn nicht sogar die wichtigste Lernform für soziales Verhalten.
Unser ganzes Leben lang sind wir geprägt davon, wie wir als Kinder gelernt haben, mit Konflikten umzugehen und davon, was uns über Konflikte vermittelt wurde. Ein konfliktfeindliches Umfeld („ Man streitet sich doch nicht.“ /„ Seid lieb zueinander.“/ „Streiten ist böse.“) führt dazu, dass wir als Erwachsene nicht oder kaum in der Lage sind, unsere Wünsche einzubringen, uns abzugrenzen oder uns zu wehren.
Die Auslöser für Konflikte sind unterschiedliche Bedürfnis- und Gefühlslagen von Menschen, die aufeinander treffen. Bei der Bewältigung von Konflikten gibt es unterschiedliche Stufen der Reife. Zum einen gehört zu einer reifen Konfliktbewältigung das Wahr- und Ernstnehmen der eigenen Gefühle und Bedürfnisse, zum anderen ist es wichtig, sich in die Gefühlslage des Gegenüber einfühlen zu können. Die primitivste Form der Konfliktlösung ist der Einsatz von Gewalt. Bei kleinen Kindern ist diese Form weit verbreitet und findet sich in Handlungen wie z.B.: Kratzen, Beißen, Hauen, Schubsen oder an den Haaren ziehen wieder.
Je jünger Kinder sind, desto weniger Einfühlungsvermögen haben sie in ihr Gegenüber. Das ist ein völlig normales Verhalten für das Alter der Kinder. Was hinter diesen Handlungen steckt, wird von uns positiv gewertet, denn es ist schlicht und einfach ein Bedürfnis und der Versuch, eigene Interessen durchzusetzen. Wir verurteilen solches Verhalten nicht, jedoch beziehen wir Stellung dazu. Als unsere Aufgabe sehen wir es, gemeinsam mit den Kindern andere Lösungsmöglichkeiten zu entwickeln und ihnen klarzumachen, dass Gewalt nicht die Lösung für Konflikte sein sollte. Jedes Kind, das Gewalt anwendet, erfährt diese auf der anderen Seite auch hin und wieder selbst. Aufgrund dieser Erfahrung weiß es Kind, dass Gewalt keine angenehmen Gefühle erzeugt.
Je nach Alter, Persönlichkeit und Entwicklung gehen wir individuell auf die Kinder ein. Unsere Hilfestellung läuft nach dem Motto: „so viel wie nötig, sowenig wie möglich“. Wir versuchen, sowenig wie möglich den Kindern vorzugeben, was sie in Konfliktsituationen tun sollen. Das heißt, wir greifen ganz bewusst nicht umgehend in ihre Konflikte ein, sondern nehmen vorerst eine beobachtende Haltung ein. Meist haben die Kinder eigene Ideen wie sie mit dem Konflikt umgehen wollen. Auf eine Frage wie: „Was wollt ihr jetzt tun?“ kommen Antworten wie: „Wieder vertragen“, „Das Spielzeug abwechselnd benutzen“, „Erst einmal nicht mehr zusammen spielen“. Wenn die Gefühle sehr hochgekocht oder die Kinder noch sehr jung sind, kommen manchmal keine eigenen Ideen auf diese Frage. Hier geben wir verschiedene Lösungswege vor und lassen sie sich für einen entscheiden. Erst wenn auch dies nicht möglich ist, geben wir eine Lösung vor.
Da die Kinder in unserer Einrichtung auch Spielmöglichkeiten haben, in denen sie nicht unter der Beobachtung der Bezugspersonen stehen, gibt es natürlich auch Konflikte die wir nicht sehen. Wenn die Kinder es nicht alleine schaffen, diese zu lösen, holen sie häufig eine Erzieherin zu Hilfe.
Im Umgang mit Konflikten ist es uns wichtig, die Persönlichkeit der Kinder nicht zu entwerten, wie z.B. durch die Haltung: „Du bist schuld, du bist böse“, sondern unsere Reaktion auf die Handlung der Kinder zu beziehen.
Die Kinder sollen ihre eigen Gefühle und Bedürfnisse äußern können und wahrnehmen lernen. Das erleichtert ihnen, die Reaktionen und Handlungen ihres Gegenübers besser zu verstehen und diese in ihrer Konfliktbewältigung zu berücksichtigen.
Da es den jüngeren Kindern auf Grund ihres Entwicklungsstandes oftmals noch nicht möglich ist, die Gefühle anderer Kinder wahr- und anzunehmen, versuchen wir ihnen diese mitzuteilen, wie z.B.: „Ich glaube, dass Peter darüber traurig/wütend ist.“ So wollen wir sie schrittweise für die Gefühle anderer Kinder sensibilisieren.
Die o. g. Ziele bilden die Grundlage unserer pädagogischen Arbeit, dabei berücksichtigen wir den Entwicklungsstand und die individuellen Fähigkeiten und Möglichkeiten eines Kindes.
Die Entwicklung zu einer stabilen Persönlichkeit und das Erreichen von sozialen Kompetenzen geschehen in Abhängigkeit voneinander. Je stabiler die Persönlichkeit eines Kindes ist, desto sicherer ist es im Umgang mit sozialen Kontakten. So kann sich z.B. eine angestrebte und ausgeprägte Konfliktfähigkeit besser herausbilden, wenn Grundlagen in der Persönlichkeitsentwicklung wie Selbstbewusstsein, Autonomie und Abgrenzungsvermögen bereits gelegt wurden.
Die Auseinandersetzung mit anderen Kindern wiederum trägt zur Stabilisierung und Weiterentwicklung der Persönlichkeit bei.
Das Vermögen der Abgrenzung, das damit verbundene "Nein"-sagen-Können und die Wahrnehmung bzw. Auseinandersetzung mit der kindlichen Sexualität sind u. U. auch notwendig, um sich vor nicht gewollten Situationen und dem Überschreiten von körperlichen Grenzen distanzieren zu können.
Für die Kinder, die zur Schule gehen werden, gibt es keine eigene Vorschulgruppe. D.h., wir vermitteln keine Techniken, die der Schule vorbehalten sind.
Wir sehen die Vorbereitung auf die Schule als einen längeren aufbauenden Prozess, der bereits mit dem Eintritt in den Kindergarten beginnt. Im pädagogischen Alltag werden die Entwicklung der Persönlichkeit, der sozialen Kompetenzen wie auch das Erleben und Verstehen der Lebenswelt der Kinder gefördert und Möglichkeiten zur Umsetzung des Erlebten geboten.
Eine Vertiefung der Vorbereitung auf die Schule bieten wir in Arbeitsgruppen für Kinder im Alter von ca. 3-4 Jahren, 4-5 Jahren und ca. 5-6 Jahren an, die einmal in der Woche von einer festen Bezugsperson begleitet werden. Bei der Einteilung der Arbeitsgruppen achten wir sowohl auf das Alter und den Entwicklungsstand der Kinder. Die Zielsetzung der AG‘ s der 3-4 jährigen Kinder besteht aus der Förderung der Persönlichkeitsentfaltung, Gruppenerfahrung und Konfliktfähigkeit. Diese AG sehen wir als Vorstufe für die AG’ s der älteren Kinder. Die Gruppe der 4–5 jährigen hat die Zielsetzung: Kommunikationsfähigkeit fördern, Feinmotorik ausbauen und Entwicklung der Kooperationsbereitschaft und Konfliktfähigkeit. Die Zielsetzung der AG der 5 -6 jährigen beinhaltet die Steigerung von Konzentrationsfähigkeit, Ausdauer, Gruppenfähigkeit, Kooperationsfähigkeit und die weitere Förderung der Feinmotorik und der Grobmotorik.
Mit diesen Zielen versuchen wir, in Absprache mit den Lehrer*Innen der Diesterweg-Grundschule, die Kinder auf die Schule vorzubereiten.
Wir besuchen mit ihnen zusammen die Grundschule, damit ihnen das Gebäude schon bekannt und der Schulweg vertraut ist. Durch den Kontakt mit den Kindern aus dem Schülerladen und der Möglichkeit am Mittagessen, bei den Hausaufgaben und bestimmten ausgewählten Aktionen teilnehmen zu können, erfahren sie schon einiges, was sie in Zusammenhang mit der Institution Schule an Neuem erleben werden.
Außerdem bieten wir z. Z. für unsere Großen Kinderladenkinder (also die 5 – 6 jährigen Kinder) einmal in der Woche eine Naturwissenschaftliche Gruppe an, den FINDUS CLUB, in dem wir kleine Experimente durchführen, viele Dinge unter dem Mikroskop anschauen und in der Natur zu Forschern werden und auf Entdeckungsreise gehen.